Wagenplatzhistorie

Den ersten Wagenplatz gab es in Freiburg Ende der 80er Jahre im Stadtteil ‘Im Grün’. Auf der Unterstützer*innenliste dieses Wagenplatzes befanden sich unter Anderem ‘Die Grünen’ und mit ihnen der damalige Oberbürgermeister Dieter Salomon, welcher sich in einer Pressemitteilung sogar gegen die damals drohende Räumung ausgesprochen hat. Leider erfolglos, denn die Wagenburg wurde noch im selben Jahr geräumt und alle Wägen beschlagnahmt.

In den 90er Jahren ging es dann so richtig los mit den Wagenburgen in Freiburg. Eine Wagenburg nach der anderen entstand. Doch auch diese hatten es nicht leicht und waren von der Stadt einfach nicht erwünscht. Sie wurden gegründet, schnell räumungsbedroht, versuchten verzweifelt Lösungen zu finden und zogen eventuell zweimal um, doch letztendlich kam es doch immer zur Räumung.

Nach der vielen Verdrängung fanden sich schließlich einige einzelne Wagenburgen auf dem ehemaligen Kasernengelände im ‘Quartier Vauban’ ein und verstreuten sich quer über das Gelände. 1995 sagte die Stadt diesen Wagenburgen die einjährige Duldung zu – unter der Bedingung, dass sich die einzelnen Wagenburgen zu einer großen “Patchwork”-Wagenburg (100 Wägler*innen) sammelten und auf den Kasernen-Reitplatz stellten.

Nach Ablauf dieser einjährigen Duldung galt der Wagenplatz wieder als räumungsbedroht. Aus dieser Not heraus bildeten sich wieder einzelne Gruppen mit verschiedenen Strategien um endlich einen geeigneten Platz zu finden und der ständigen Hetze und Verdrängung zu entkommen.

Wegen der bevorstehenden Räumung der Geländes 1996 wurde das Thema Wagenplatz im Gemeinderat dreimal verhandelt. Der interfraktioneller Antrag von Grünen, SPD und UF/LL zur Schaffung von drei Wagenplätzen auf städtischem Gebiet wurde im Juni knapp abgelehnt.

Dieter Salomon, der damalige OB, der sich anfangs noch gegen die Räumung der Wagenburg ‘Im Grün’ ausgesprochen hatte, machte im Sommer 1996 dann leider eine Kehrtwendung, wohl aus Angst vor “gesellschaftlichen Spannungen und Auseinandersetzung in Freiburg” – so liest es sich jedenfalls in den Beschlussvorlagen G-96/246 von der Gemeinderatssitzung am 26.11.1996.

Der Beschluss, der gefällt wurde lautete eine Ersatzlösung zu finden und beauftragte die Stadtverwaltung das Gelände “Zähringer Neumatten” als Zwischenlösung zu untersuchen.

Das ist das Grundstück, auf dem sich heute der Wagenplatz Eselswinkel befindet. Der Wagenplatz hat den Platz nur unter Bedingung von Einzelmietverträgen und der Überwachung durch das Sozialamt zur Verfügung gestellt bekommen.

Es bildeten sich auch andere Wagengruppen wie zum Beispiel die Gruppe “Fliegende Wägen” und “Punika Oase”, die aber auch kein Glück hatten und mehrfach beschlagnahmt werden.

Anfang der 2000er wurde die Situation auch nicht besser. Mögliche Flächen wurden wegen angeblicher Vermarktung und Bebauung geräumt. Auch wenn es nicht um ungenutzte Flächen ging, und Wägler*innen versuchten Land zu pachten, wurden ihnen bürokratisch Steine in den Weg gelegt. Die Stadt war nicht zu Gesprächen bereit und reagierte erst als 150 Wägler*innen und 1000 Unterstützer*innen zusammen eine Firmengelände in March besetzten.

Doch die Gespräche blieben aussichtslos, eine Nutzung von städtischen Flächen kam nicht in Frage und auch die über 30 genannten Privatgrundstücke wurden abgelehnt.

Ab Sommer 2003 bis 2005 konnte dann immerhin die Gruppe, die sich “Schattenparker” nennt, eine Fläche am “Obi Süd” zwischennutzen.

2005 mussten die Schattenparker dann das Gelände verlassen und es gab Demonstrationen für einen neuen Wagenplatz. Auf dem Fahnenmastplatz im Vauban wurden dann rechtswidrig 24 Wägen beschlagnahmt, die nach drei Monaten wieder herausgegeben wurden. Daraufhin gab es eine 6-monatige Zwischennutzung in der Haid und ein 5-Jahres-Mietvertrag mit der Stadt über die Gelände „Ponyhof“ und „Himmelfall“ neben dem Eselswinkel-Wagenplatz.

2009 brachte das Kunst-Kultur und Wagenkollektiv ‘Kommando Rhino’ neues Leben auf das schon mehrmals besetzte M1 Gelände im Vauban. Am 3. August 2011 wurde es mit einem der größten Einsätzen seit Jahren geräumt und Wägen beschlagnahmt, um dort das ‘Greencity-Hotel’ zu bauen.

Seit 2011 gibt es das Wagenkollektiv ‘Sand im Getriebe’, die wie andere Wagengruppen von Bordsteinkante zu Bordsteinkante ziehen mussten. 2013 bekamen sie eine 8-monatige Duldung auf dem PH Parkplatz in Littenweiler. Wie abgemacht verließen sie den Parkplatz am vereinbarten Termin und versuchten mit der Stadt ins Gespräch zu kommen und einen neuen Platz zu finden, doch die Stadt blockte ab. Die Gruppe war von Anfang interessiert daran Flächen zu pachten, doch die Stadt übte unter anderem Druck auf die Eigentümer*innen aus um das zu verhindern. Am 14.4.2014 wurden 11 Wagen von der Stadt Freiburg beschlagnahmt. Ein freiwilliger Abzug wurde nicht gestattet, daraufhin gab es viele Protestaktionen. Sechs Monate später wurden die Wägen nach einer angedrohten Verschrottung wieder frei gegeben. Für die Freigabe musste für jeden Wagen ein einzelner Stellplatz nachgewiesen werden. Auch bekamen sie das Angebot 400m² direkt neben dem Wagenplatz ‘Schattenparker’ zu bekommen, was sie erst ablehnten, weil das sehr wenig Platz ist, später aber dann doch annahmen.

Somit gibt es, trotz jahrelanger Auseinandersetzungen um Wagenplätze, derzeitig neben mehreren städtisch verwalteten Wagenplätzen mit dem Wagenplatz ‘Schattenparker’ nur einen selbstverwalteten Wagenplatz in Freiburg, obwohl der Bedarf nach mehr Plätzen seit jeher da ist.

Wir sind gespannt wie es mit der Wagenplatzgeschichte in Freiburg weiter geht und hoffen auf einen neuen selbstverwalteten Wagenplatz!

[Frei nach: ‘Berta Magazin der Studierendenschaft #850 vom 08.05.2014 und anderen Quellen]